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Internetsucht
Lesen Sie zuerst den Text und lösen Sie dann die 5 Aufgaben, indem Sie die richtige
Antwort (a, b oder c) markieren. Für jede Aufgabe (1–5) gibt es nur eine Lösung.
Internetsucht
Woran man sie bei anderen erkennt
Wann ist man süchtig? Bei Drogen oder Alkohol ist die
Frage schnell geklärt. Doch wer viel Zeit mit Spielen
am Computer oder im Internet verbringt, leidet noch
nicht gleich unter einer Sucht.
Drogen- oder Alkoholabhängige haben das unbändige Verlangen, den Stoff so schnell wie möglich zu
konsumieren. Je länger sie süchtig sind, desto mehr brauchen sie, um dieses Verlangen zu stillen. Bekommen
sie keinen Nachschub, macht sich das äußerlich bemerkbar: Die Betroffenen bekommen körperliche
Entzugserscheinungen.
Bei bestimmten Verhaltensweisen ist es jedoch viel schwieriger, eine Abhängigkeit zu definieren – auch wenn
Internet- oder Spielsucht schon Begriffe im alltäglichen Sprachgebrauch sind. Selbst wenn ein Jugendlicher
viel Zeit mit Computerspielen verbringt, muss das noch kein Alarmsignal für ein ungesundes Verhalten
sein.„Die Spielzeit an sich ist kein zuverlässiger Indikator", sagte Dr. Florian Rehbein vom Kriminologischen
Forschungsinstitut Niedersachsen anlässlich eines Symposiums zum Thema
Verhaltenssüchte
in Berlin.
Andere Anzeichen für ein Suchtverhalten fallen stärker ins Gewicht: Etwa, wenn der spielversessene Nachwuchs
Aktivitäten zurückfährt, die ihm sonst Spaß gemacht haben. Eltern können sich zum Beispiel fragen: Zieht
er sich aus seinem Freundeskreis zurück? Versucht er dadurch, negative Gefühle zu verdrängen? Wenn die
Antwort auf solche Fragen„Ja“ lautet, sollten sie zunächst mit ihrem Kind auf Augenhöhe reden, empfiehlt
Rehbein.
Kinder und Jugendliche nicht verurteilen
Er rät davon ab, Sohn oder Tochter für das Verhalten zu verurteilen. Besser sei es, zu ergründen, was dahinter
steckt. Ist es nur eine Phase? Liegt es womöglich an Liebeskummer?
Jugendliche verbringen Rehbein zufolge„naturgemäß" viel Zeit am PC. „Die allermeisten haben keine
psychischen Probleme", betonte der Wissenschaftler. Ein gesunder Jugendlicher werde zum Beispiel vor einer
Klassenarbeit aus eigenem Antrieb weniger spielen und sich auf die Prüfung vorbereiten. Ein Suchtgefährdeter
dagegen spiele noch extrem viel mehr, um den Gedanken ans schlechte Abschneiden bei der Arbeit zu
verdrängen – und erhöht dadurch das Risiko auf eine schlechte Note erst recht.
Beobachten Eltern über einen längeren Zeitraum eine ungünstige Entwicklung, empfiehlt Rehbein, sich
professionelle Hilfe zu holen und sich zum Beispiel bei einer Sucht- oder Erziehungsberatungsstelle zu
informieren. Wichtig sei dann auch, den Jugendlichen zu motivieren, die Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Grundschüler brauchen kein Smartphone
Um eine Internet- oder PC-Spielsucht zu vermeiden, sollte Rehbein zufolge das Kinderzimmer nicht zu früh
mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden.„Ein Smartphone muss noch nicht im Grundschulalter sein",
betonte er. Auch eine PlayStation müsse kein Kind selbst besitzen, es reiche, wenn sie in der Familie vorhanden
sei und Eltern Kontrolle darüber haben.
Weltweit sindWissenschaftler derzeit dabei, die Kriterien für die Diagnose von Verhaltenssüchten zu ordnen
und genauer zu definieren. Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO wird in diesem Zusammenhang
gerade die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) überarbeitet, in den USA das Diagnosesystem
für psychische Krankheiten DSM-4.
Noch uneins sind sich die Experten darüber, ob exzessive Internetnutzung an sich schon eine Sucht darstellt.
US-Forscher haben noch nicht genügend Belege dafür gefunden.
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Originaltitel: Auch ohne Drogen abhängig - Sucht hat viele Gesichter von Nina C. Zimmermann, dpa.